Erstens: Schreiben kann Traumata bearbeiten
Vor einigen Jahren stand ich vor einem grossen Scherbenhaufen. Ein Beziehungs-Fiasko lag hinter mir und ich fragte mich in vielen Selbstvorwürfen, warum ich blind wie ein Maulwurf gewesen war und warum ich nicht früher gehandelt habe. Selbstverständlich halfen diese Fragestellungen nicht weiter und es ging mir einige Monate ziemlich schlecht damit. Coachings, systemische Aufstellungen, Rituale und Affirmationen halfen ein wenig, aber die Wunde war einfach sehr gross. Dann setzte ich mich eines Tages in meinen Ferien hin und schrieb eine Geschichte darüber. Ich konnte nicht mehr aufhören, die Finger tippten wie wild über mehrere Tage alles in die Tasten. Der Schluss der Geschichte war eine Versöhnung, die mir halft, das offene Buch des Beziehungsabbruchs zu schliessen. Mein Unbewusstes hat sich offenbar mitversöhnt, denn ich kann mich mit aller Mühe nicht mehr erinnern, in welchen Ordner ich die Geschichte abgespeichert habe.
Zweitens: Schreiben bringt Unbewusstes ans Licht
Vor vielen Jahren machte ich Ferien mit meiner damaligen Freundin Sabrina. Sabrina erfuhr in diesen, dass sie die Aufnahmeprüfung zum Medizinstudium nicht bestanden hatte und behielt die Nachricht mehrere Tage für sich. Als wir beim Rückflug nebeneinandersassen, erkundigte sich eine andere Kollegin nach dem Prüfungsresultat. Sabrina tippte per SMS die Nachricht: «Nicht bestanden. Steh gerade vor dem Abgrund.» Beim Schreiben wurde ihr erst klar, wie stark sie das alles erschütterte und sie brach in Tränen aus. Wenn wir die Dinge formulieren, nehmen sie Gestalt an. Das hilft, um sie sichtbar zu machen. Und erst wenn sich etwas vor dir manifestiert, kannst du es angehen. Schreiben ist also eine Geburtshilfe, um Wichtiges zur Welt zu bringen.
Drittens: Schreiben entführt dich in Abenteuer und auf andere Planeten
Der Kösel Verlag kam auf mich zu und fragte, ob ich ein Buch für Frauen schreiben wolle. Sie dachten an mein Tobleronemodell (Dreiecksbeziehungen), von dem sie gehört hatten. Aus vielen Gesprächen entstand dann der Titel «Beziehungsstatus unzufrieden.» Ich hatte mich ein halbes Jahr zuvor selbst getrennt und für viele liegt die Vermutung nahe, dass ich hier meine persönliche Geschichte verarbeite. Mit nichten! Das Buch dient nicht meinem persönlichen Thema (darum kümmere ich mich an anderen Orten), sondern ich erfand fünf Frauen, die mit mir faktisch nichts und theoretisch alles zu tun haben. Es sind Prototypen von Frauen, die wir alle kennen und sie erlaubten mir, tragische, humorvolle, verrückte und wunderbare Geschichten dazu zu erfinden. Sie sind in mein Leben getreten und ich erfreue mich immer wieder neu an Getrud, Franzi, Amanda, Judith und Leonie.
Das Frauenseminar Bodensee in Romanshorn zeigt Ihnen in der Schreibschule wie es gemacht wird.
Wer lesen kann, kann auch schreiben. Viele spüren in sich den Wunsch, ihre Gedanken schriftlich festzuhalten. Nicht allen gelingt es, locker vom Hocker zur Feder zu greifen und loszulegen. Wir zeigen, wie das geht. Ob wir eine Schreibblockade zu überwinden haben, unsere eigene Lebensgeschichte für uns selbst aufschreiben wollen, oder ob wir ein Buch zu veröffentlichen wünschen, alles was mit Schreiben zu tun hat, wird von Fach-Dozentinnen unterrichtet, die schreibend unterwegs sind und selbst Bücher geschrieben haben.