"Und plötzlich weisst du: Es ist Zeit, etwas Neues zu beginnen und dem
Zauber des Anfangs zu vertrauen." Meister Eckhart
Natürlich Auftakt, das ist doch klar! Sich ins Neue stürzen, den Takt ändern, andere Tanzschritte lernen, anspruchsvollere Wanderrouten wählen, den Fuss mit frisch gekauftem Leder versehen, nur nicht im alten Trott, im alten Takt, im alten Muster, im alten Schuh bekannte Wege gehen!
Ich bin jetzt 51 Jahre alt und wäre noch vor einigen Jahren zu hundert Prozent genau dieser Ansicht gewesen. Heute habe ich auch gute Gründe, die für das andere Argument sprechen: Alles so lassen, wie es ist und
Steve de Shazer hat in seinen Büchern, Therapieansätzen und passenden Theorien die drei Grundsätze der Lösungsfokussierung formuliert:
1. "Repariere nicht, was nicht kaputt ist!"
2. "Finde heraus, was gut funktioniert und passt - und tu mehr davon!"
3. "Wenn etwas trotz vieler Anstrengungen nicht gut genug funktioniert und passt - dann höre damit auf und versuche etwas anderes!"
Gemäss dieser Idee wäre die Überlegung vielversprechend: Was funktioniert in meinem Leben wunderbar? Die Art und Weise, wie ich Arbeiten selbständig erledige, die Art und Weise, wie ich meine Kinder erziehe, die Art und Weise, wie ich eine umfassende Selbstfürsorge betreibe? Und genau diese Dinge soll man doch so sein lassen, wie sie sind. Sie funktionieren!
Mehr noch, sie erleichtern einem das Leben enorm. Wir müssen täglich tausende Entscheidungen treffen (roter oder blauer Pulli, Café mit oder ohne Milch, viel oder wenig Make-up, Schuhe mit oder ohne Absätze, den Wecker um 06:00 oder 06:11 Uhr, Yoga vor dem Frühstück, nachher oder gar nicht etc.), die enorm viel Energie unserer Tagesmöglichkeit verbrauchen. Alles, was wir bereits wissen, alles was funktioniert, mündet in klare Routinen, einfache Schrittabfolgen und getroffene Entscheidungen.
Wer weiss, wie am besten mit einer hysterischen Freundin umzugehen ist, um sie zu beruhigen, sollte diese Taktik wieder anwenden, weil es dann schnell still wird.
Wer weiss, welche Einschlaftechnik am besten wirkt, sollte diese bitte nicht ändern, um die Chance auf einige Stunden Schlaf nicht zu gefährden.
Wer weiss, wie man den Geist in emotional hochanspruchsvollen Enttäuschungssituationen auf das zu Lernende und den nächsten wichtigen Schritt in eine erfolgreiche Zukunft lenken kann, kann die Energie an Tränen und Opferdrama in etwas Sinnvolles umwandeln.
Wer also weiss, wie man sich am besten schnell selbst beruhigt, kann dies bei gruppendynamischen anspruchsvollen Ferien mehrmals täglich anwenden, um eine Wutattacke mit schlimmen Vorwürfen präventiv abzufangen.
Und so gibt es noch viele Ideen, wie das Wissen um Funktionsfähiges wirklich viel nützen kann.
Am besten ist eine verfügbare Liste über all das wertvoll Funktionierende, weil man darauf auch in akuten Krisensituationen mit wenig Bedenkspielraum zurückgreifen kann.
Also bitte das alles in keinem Fall ändern! Don’t change a winning team!
Ist dir auch klar, was nicht funktioniert? Wo du dich im Kreis drehst, wo du im altbekannten Gedankenmuster immer wieder die gleichen Resultate produzierst, die immer genau gleich nichts verändern und verbessern und immer genau gleich nicht das Gewünschte hervorbringen?
Sei es, dass du immer noch versuchst, dich von deinem Freund oder deiner Freundin zum hundertsten Mal zu trennen oder dich immer noch nicht gegen die Übergriffe von Familie, Nachbarn oder anderen wehrst, immer noch nicht Nein sagen kannst, immer noch Dinge übernimmst, für die dir im Nachhinein niemand dankbar ist, immer noch Dinge nicht tust, die du tun solltest und dafür anderes erledigst, wofür du dir ein Verbot ausgesprochen hast. So rauchst du immer noch und isst täglich Schokolade und der neu gelieferte Stepper steht einmal benutzt startklar im Schlafzimmer. So schaust du immer noch regelmässig die Serien anstatt den Bücherstapel anzugehen, den du dir angeschafft hast (nennt man auch TSUNDOKU) und liest weder im liegenden noch im strampelnden Zustand eine Seite davon.
Hier solltest du einen Auftakt planen. Es braucht das neue Muster, den neuen Takt, die neue Gesinnung, den Fokus auf die Veränderung bei diesen Themen, freundlich umrahmt von all dem, was gelingt und funktioniert.
Ein Auftakt ist immer dann sinnvoll, wenn dazu auch ein realistisch erreichbares Ziel formuliert wird. Ein Ziel, das in absehbarer Zeit umgesetzt werden kann. Mit Parametern, die überprüfbar sind. Mit einem Einfluss auf den Erfolg, der zu 100% in deinen Händen liegt.
Also Auftakte im Sinne von: Dann räumt mein Partner endlich mal regelmässig das Haus auf oder in einem Monat bringe ich 20 Kilo weniger auf die Waage oder ich bin nächstes Jahr einfach sehr viel zufriedener und glücklicher, sind alles kindliche Irrtümer, welche die Seele belasten. Allesamt sind sie nicht beeinflussbar, umsetzbar oder messbar.
Hier also einige Bestandteile eines erfolgreichen Rezepts für einen Auftakt, der sich lohnt zu takten:
In diesem Sinne wünsche ich allen viel Spass. Bei der Freude über Gelungenes und bei realistischen neuen Schrittfolgen. Viel Erfolg dabei!