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Manchmal braucht es Mut

24. Mär 2023Maya Onken
Manchmal braucht es mut

Manchmal braucht es Mut

Manchmal braucht es Mut, gegen den Strom zu schwimmen und einen anderen Weg zu gehen.

Es braucht Kraft, den Gegenwind für das Eigene auszuhalten.

Es braucht Zuversicht, um an etwas zu glauben, das noch nicht da ist, aber eine gute Sache ist.

Es braucht Klarheit, um Gegenargumente aufzugreifen und zu entkräften.

Es braucht ein Team, das Angriffe von Gegenparteien miteinander humorvoll wegstecken kann.


Ich gebe es zu. Nicht jede Frau hat ein mutiges Vorbild. Wie couragiert war deine Mutter, deine Grossmutter? Weibliche Familienmitglieder, die zwar unbeliebt aber unbeirrt ihre Ziele verfolgten?

Meine Grossmutter zum Beispiel, war alles andere als eine couragierte Rebellin. Zwar sehr intelligent, fleissig, pflichtbewusst und rund um die Uhr hilfsbereit, aber mit geringem Selbstwert. Als Siebzehnjährige von ihrem Vorgesetzten vergewaltigt, klar, vom strengen Vater vom Hof verwiesen und enterbt. Dann heiratete sie einen 30 Jahre älteren Witwer, der vier Töchter, die älter als sie waren, in den ehelichen Haushalt einbrachte. Dort war sie dann die dienende Magd für alle, wusch, putzte und hoffte auf Anerkennung, die jedoch ausblieb. Nur einmal war sie unerschrocken und stellte sich quer. Die Familie beschloss, dass es keinen Nachwuchs von ihr geben soll und die Schwangerschaft unverzüglich unterbrochen werden sollte. Da weigerte sie sich und sagte: Nein. Dieses Kind will ich. Obwohl die vier Töchter aus erster Ehe drohten, maulten und schimpften - sie blieb standhaft.

Aus diesem tapferen Widerstand entstand meine Mutter. Und irgendwie musste sich diese Entschlossenheit in ihr Genmaterial eingenistet haben, denn sie zeigte mir, dass gewisse Dinge nur durch eine kühne Idee und Risikobereitschaft verwirklicht werden können.

So träumte sie eines Tages von einer Schule und gründete diese. Ohne Business-Plan. Ohne Geld. Aber mit der Zuversicht, dass es diese Schule für Frauen braucht. Und sie hatte Recht.

So erkannte sie, dass die Wechseljahre den Aufbruch in eine geistige Mutterschaft bedeuten und kein Gong für die Entsorgung von Weiblichkeit und Schönheit. Sie schrieb ein Buch darüber, heroisch, tollkühn, frech. Es wurde ein Bestseller und ist bis zum heutigen Tag ein Logseller geblieben.

Sie ärgerte sich über fahrlässige Entscheide bei Beistandschaften und kreierte darum einen Lehrgang, um Beiständinnen und Beistände besser auszubilden. Mit viel Hartnäckigkeit und Biss liess sie diesen akkreditieren und übergab ihn mir dann. Mehr noch – sie hat sogar erreicht, dass der Lehrgang mit einem eidg. Diplom abgeschlossen werden kann: Psychosoziale Beratung – Fachbereich Berufsbeistandschaft. Ein Meilenstein und erstmalig.

Nun hat sie mir diesen Lehrgang übergeben und es ist an mir, mich furchtlos und herzhaft dafür einzusetzen, dass dieser alternative Weg ins Sozialwesen gesehen und respektiert wird.

Und wenn Gegenwinde brausen, kritische Stimmen krähen und Zweifler zerren, dann gebe ich Marie von Ebner-Eschenbach Gehör:

«Was wir heute tun, entscheidet darüber, wie die Welt morgen aussieht.»



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